Pärt, Arvo

Adam’s Lament

Verlag/Label: ECM New Series 2225
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2013/01 , Seite 80

Musikalische Wertung: 3
Technische Wertung: 4
Booklet: 3

Adam’s Lament als schwergewichtigstes der hier eingespielten Werke ist bezeichnend für die leicht zweispältige Wirkung der CD: Dass das eigenartige Pathos mit Einbußen in der klang­lichen Differenzierung der Einzelstimmen einhergeht, liegt zum einen an Pärts unglücklicher Satzweise, die bei Steigerungen zu einer oft engräumigen Verwendung von Chor und Instrumenten in identischen Registerlagen führt, zum anderen aber auch an der Akustik der Nikolaikirche in Tallinn, die sich in mas­siveren Passagen ungünstig auf die Aufnahme auswirkt. An ruhigen Stellen herrscht dagegen eine enorme Kon­zent­ration, sodass die Mu­sik eine starke Kraft entfaltet, z. B. wenn sich einzelne Chorstimmen, gestützt von zart gesetzten Streicherakkorden, in langsam fortschreitenden Linien fortbewegen und schließlich ganz ohne Instrumentalbegleitung erklingen.
In Beatus Petronius ist das Verschwimmen von Stimmen und Instrumenten aufgrund der colla parte-Führung von Bläsern, Streichern und Choristen noch stärker; zudem geht hier bedauerlicherweise auch die räumliche Anlage der Komposition mit ihren zwei Chören fast völlig verloren. Am gelungensten ist die Produktion dort, wo einfache Satzarten ein Einfangen der Klangentfaltung ermöglichen, so etwa in den leisen Teilen von Salve Regina oder in den kleinformatigen Gelegenheitswerken Estonian Lullaby und Christmas Lullaby, die eine eher heitere Seite des Komponisten Pärt offenbaren.

Stefan Drees