Broken Beethoven – In Seven Parts

Elektronische Musik von hans w. koch, Wolfgang Liebhart, Stefan Fricke, Alper Maral, Johannes Sistermanns, Andreas Wagner und Harald Muenz

Verlag/Label: Müzik Hayvani MH-G7-012
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2012/06 , Seite 87

Musikalische Wertung: 4
Technische Wertung: 5
Booklet: 3

Der Wiener Meister lohnt immer die Auseinandersetzung, zumal wenn sie im Geiste John Cages erfolgt. Dessen Idee, Beethovens Symphonien gleich alle Neune simultan aufzuführen, findet sich auf dieser CD noch übertroffen. Harald Muenz überlagert in BeethovEnBloc sämtliche 37 Symphoniesätze zu einem unglaublichen Wüten, bei dem vor lauter Heroik und Revolutionspathos von den langsamen Sätzen nicht viel übrig bleibt.
Wie gequirlt erscheint Beethoven in Stefan Frickes LvB. Doch hat das Chaos Methode und lässt eine integrierte Viersätzigkeit erkennen. Allegro-Kopfsätzen folgen Funksprüche der ersten Mondlandung zur «Mondscheinsonate» als langsamem Mittelsatz, dann Scherzos und endlich tobende Codas. Die mangelnde Qualität mancher Aufnahmen macht Beethoven zudem als globales Medienereignis und Lieblingsobjekt der Tonträgerindustrie kenntlich, was auch Johannes Sistermanns mit einer japanischen Popversion von Freude schöner Götterfunken thematisiert.
Wolfgang Liebhart collagiert einen multilingualen Soundtrip über Wiener Märkte mit dem «Türkischen Marsch» aus Die Ruinen von Athen und lässt zu dessen Schritten auch ein Fleischerbeil hören. Selektiver arbeiten Alper Maral, der die Schlusstakte der 32 Klaviersonaten reiht, und hans w. koch, der den «Heiligen Dankgesang» durch Umkehrung von hoch nach tief und von Dur nach Moll zu einer traumhaften Glasharfenmusik mit zwitschernden Paradiesvögeln verzaubert.

Rainer Nonnenmann