Penderecki, Krzysztof

Canticum Canticorum Salomonis / Kosmogonia

+ Hymne an den heiligen Adalbert / Song of the Cherubim / Strophen

Verlag/Label: Naxos 8.572481
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2013/01 , Seite 80

Musikalische Wertung: 3
Technische Wertung: 4
Booklet: 2

Mit fünf sehr unterschiedlichen, zwischen 1959 bis 1997 entstandenen Werken gibt diese CD Einblicke in Pendereckis kompositorische Entwicklung und dokumentiert zugleich die qualitativen Brüche seiner Arbeit: Der kompositorisch recht grob gearbeiteten Hymne an den heiligen Adalbert (1997) mit ihren gestenreichen Chorphrasen, unterstützt von Blechbläsern, Pauken und Glocken, entspricht ein wenig differenzierter Zugang, der sich ganz auf das Pathos des Werks verlässt. Dass der Warschauer Philharmonische Chor aber auch andere Klangbereiche beherrscht, wird im Song of the Cherubim (1986) deutlich, in dem die flächigen Reibungen des Beginns in einen schön artikulierten deklamatorischen Stil überführt werden und schließlich auf einen poly­phonen Höhepunkt zusteuern.
Der Canticum Canticorum Salomonis (1973) nähert sich dem Text zunächst über eine spannungsvoll gezeichnete, permanent in sich bewegte vokale Klangfläche, in die Klänge der Perkussionsinstrumente eingeblendet werden. Hier agiert Antoni Wit mit jener erfreulichen Zurückhaltung, die auch seine Wiedergabe der komplexen, kompositorisch jedoch mitunter plakativ wirkenden Klang-Geräusch-Wirkungen von Kosmogonia (1970) bestimmt. Die Strophen (1959) erinnern mit dem Einsatz einer Sprechstimme stark an Schönbergs Survivor from Warsaw, treten allerdings musikalisch ein wenig auf der Stelle.  

Stefan Drees