Canto Perpetuo

Peteris Vasks: Episodi e Canto Perpetuo / Dmitrij Schostakowitsch: Klaviertrios Nr. 1 in g-Moll op. 8 und Nr. 2 in e-Moll op. 67

Verlag/Label: Hänssler Profil PH12045
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2013/01 , Seite 85

Musikalische Wertung: 4
Technische Wertung: 4
Booklet: 4

Dass die Damen vom Boulanger Trio auf ihrer neuesten CD die beiden Klaviertrios op. 8 und op. 67 von Dmitrij Schostakowitsch mit dem von Pe¯teris Vasks kombinieren, ist eine glückliche Entscheidung: Denn Vasks’ weit ausgreifendes, aus acht ineinander übergehenden Einzelsätzen bestehendes Werk von 1985 wirkt wie eine imaginäre Fortsetzung dessen, was Schostakowitsch 1944 in seinem zweiten Trio angedeutet hat. Im Gedanken des episodisch verlaufenden Gesangs scheint Vasks die dort angelegten Tendenzen aufzugreifen und unter den Prämissen seiner eigenen Kunst neu zu formulieren, den ästhetischen Ansatz dabei klanglich, harmonisch und polyphon verschärfend. Als übergreifendes Moment bestimmt die Haltung instrumentalen Singens die diversen Ausprägungen von Satztechnik (solistisch, im Duo und im Trio) und Ausdruck. Den Spannungsbogen, der trotz oftmals disparater, kontrastreich aufeinanderfolgender Abschnitte über das Werk reicht, verstärken die Musikerinnen, indem sie die Texturen und Ausdrucksmomente der Komposition sehr genau nachzeichnen und dabei die ganze Spannweite zwischen gewaltsamen Ausbrüchen und sphärisch wirkenden Klangfolgen ausloten. Hier wie in den Werken Schostakowitschs liegt die Aufmerksamkeit auf einer eben­so bedächtigen wie sorgfältig abgestuften Formung der Phrasen bis in die Amplituden des Vibratos beider Streicher hinein.

Stefan Drees