Gisela Nauck
Das Dilemma des Musikjournalismus
Dreißig Jahre «Positionen» – ein Rückblick
Man kann nicht darüber hinwegsehen, dass sich das «Verschwinden der neuen Musik aus der Musikkritik», wie der Untertitel eines Aufsatzes von Eleonore Büning in den positionen vor neun Jahren lautete,1 seit 2010 nicht nur fortgeschrieben, sondern eine weitere Stufe abwärtsbewegt hat. Bünings fakten- und kenntnisreiche Argumente aus der Sicht der Feuilleton-Musikkritikerin großer Tageszeitungen sollen hier nicht wiederholt werden. Festzuhalten ist dagegen ein bedenklich stimmender neuer Fakt: Nachdem Informationen, Reflexionen und Kritiken über das zeitgenössische Musikschaffen in den Feuilletons der großen und kleinen Tageszeitungen seit Mitte der 1990er Jahre peu à peu marginalisiert worden sind und diesen Part der aktuellen Musikreflexion und -kritik beinahe
vollends die Musikfachzeitschriften übernommen haben, sterben offenbar nun auch diese aus