Gebauer, Gunter

Der tönende Schuh

Wie der Hörsinn unseren Körper in eine Ordnung bringt

erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2012/06 , Seite 57
Um seine unregelmäßige Gangart zu kurieren, ersann Gunter Gebauer das Prinzip des «tönenden Schuhs»: «Bewegungen selbst erzeugen Klänge, die den Rhythmus der Schritte hörbar machen. Das Ohr nimmt eine Klanggestalt wahr, die im Moment der Rezeption kritisch beurteilt wird – Unregelmäßigkeiten werden mit derselben Präzision herausgehört, mit der ein Musiker den Zeitpunkt seines Einsatzes antizipierend erfasst. Offensichtlich besitzen wir im Hörorgan eine Instanz, die eine falsche, schiefe, hinkende Ordnung unmittelbar heraushört. Wir bilden offenbar ständig Antizipationen unseres tatsächlichen Bewegungsrhythmus. Diesen Zusammenhang von hörbar gemachtem Gehrhythmus und Antizipation kann man nutzen, um die richtige Ordnung zu erzeugen.»