Kubisch, Christina

Dichte Wolken

Vier elektronische Stücke

Verlag/Label: CD Edition Museum Ostwall Volume 03 [lautspreca]
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2012/06 , Seite 87

Musikalische Wertung: 4
Technische Wertung: 5
Booklet: 3

Wie die Dampfgebilde am Himmel wandelt sich diese Musik ständig, schwillt an und ab, baut sich intern um und nimmt neue Substanzen auf. Die 2010/11 entstandenen vier Stücke von Christina Kubischs neuer CD verdanken sich allesamt hörbar gemachten elektromagnetischen Wellen von Schaltkreisen, Server- und Rechenzentralen. So werden Strom- und Datenwolken zu Klangwolken. Das titelgebende Cloud ist beste Drone-Music, deren unablässig tiefgründiges Dröhnen sich zu lichtem Rauschen auffächert. Wer die ganze Vielstimmigkeit dieser äußerlich statischen Musik wahrnehmen will, sollte sie in ordentlicher Lautstärke hören. Mehrkanalig abgespielt ließen sich diese Stücke auch als tönende Skulpturen erleben mit stehenden Amplituden-Maxima und partiellen Verdeckungen im Raum.
Drei der vier Titel beziehen sich auf das seit 2010 im Dortmunder «U» untergebrachte Museum Ostwall. In Under Construction scheinen sich viel beschäftigte Schlagbohrer über die im Vorfeld dieses Umzugs nötigen Baumaßnahmen zu unterhalten. ZeroMachine übersetzt Lichtkunstobjekte in sirrende Loops, die von den Motoren eines schwerfällig tanzenden Roboters stammen könnten. Und Flux entfaltet über energetischem Summen zarte Melodien wie von tibetanischem Obertongesang. Mit Meditation haben indes auch diese technischen Installationen abgelauschten Klänge nichts gemein. Es sei denn, man versteht Kubischs Abhörmanöver als Wege zur Erhellung des Nirwanas unserer modernen Industrie- und Kommunikationsgesellschaft: Elektronik.

Rainer Nonnenmann