Zenck, Martin
«Die Arbeit des Dichters ist eine am Blatt»
Manos Tsangaris' neues Musiktheater «Karl May. Raum der Wahrheit» nach einem Libretto des Schriftstellers Marcel Beyer
Martin Zenck entwirft ein Porträt von Manos Tsangaris' im Juni 2014 an der Dresdener Semperoper uraufgeführtem Musiktheater über den Wild-West-Schriftsteller Karl May. In dem vom Komponisten und dem Schriftsteller Marcel Beyer ersonnenen Raum bewegen sich mehrere Ausformungen derselben Figur Karl May in verschiedenen Lebensabschnitten: vom früh wegen Hochstapelei und Schlägereien Inhaftierten über den immer erfolgreicher werdenden, anerkannten Schriftsteller bis hin zum in seinen letzten Lebensjahren durch die vom exzessiven Zigarrengenuss verursachte Lungenkrankheit Zerfressenen. Als sowohl verborgene wie auch offensichtliche Markierung zieht sich die «Spur der Schrift» durch das Werk. Die Obsession der Droge «Schreiben» geht sogar so weit, dass die jüngere Gattin May verführen möchte, dieser aber nichts Besseres im Sinn hat, als ihren Körper mit seinen Westernfantasien zu beschreiben
Im Ergebnis ein geglücktes, weil in der Schwebe gehaltenes, leichtes, in der Reflexion facettenreiches «theatrum mundi», in dem wir alle Angeschaute wie Angetönte sind.