Klein, Georg

Drehung im Kopf

Fake als subversive, künstlerische Strategie

erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2014/05 , Seite 30
Fakes als künstlerische Strategie zu nutzen stellt eine Gratwanderung in mehrfacher Hinsicht dar: Man verlässt die reine Sphäre der Kunst, man spielt mit dem Publikum ein doppeltes Spiel, man greift in die Wirklichkeit ein, ohne zu wissen, wie es ausgeht. Das Riskante daran ist zugleich der Reiz – ein sehr starker Reiz, wie Georg Klein anhand seines ersten, durch und durch als Fake ausgearbeiteten Projekts erfahren konnte. Im Gegensatz zur Politkunst der 1960er Jahre mit ihrem moralisierenden Zeigefinger ist die Strategie der subversiven Affirmation, wie sie in Fake-Projekten angewandt wird, ein immer noch unverbrauchtes Mittel der Kritik. Es geht nicht um Protest – ob plakativ oder künstlerisch insinuiert –, sondern um Infragestellung, um Verwirrung und Irritation. Beim Fake nimmt man dem Rezipienten das Denken nicht ab, sondern fordert es heraus.