In Between

Werke von Georges Aperghis, Beat Furrer, Younghi Pagh-Paan, Franco Donatoni, Morton Feldman, Márton Illés und Mark Andre

Verlag/Label: col legno WWE 1CD 20424
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2015/01 , Seite 88

Musikalische Wertung: 5
Technische Wertung: 5
Booklet: 3

Durchaus kann man es so sehen wie Rainer Peters im Booklet dieser wundervollen CD: Das Trio Catch mit Boglárka Pecze (Klarinette), mit Eva Boesch (Cello) und Sun-Young Nam (Klavier) vereint Orchesterfarben en miniature, indem «Spezifika von Bläsern, Streichern und angeschlagenen Saiten» vereint sind. Was die jungen, in Hamburg beheimateten Musikerinnen aus ihrer beson­deren Farbpalette machen können, haben sie schon des Öfteren gezeigt bei den Wittener Tagen für Neue Kammermusik oder beim Berliner Festival Ultraschall. Nun also ihre CD In Between, die Peters auch gleich als «Referenzaufnahme» für die besondere Trio-Besetzung vorstellt.
«Junge Wilde» präsentiert das nach einem Stück von Thomas Adès benannte Trio nicht. Márton Illés und Mark Andre noch die jüngeren Komponisten stehen weder für Konzeptmusik noch Diesseitigkeit. Mit Younghi Pagh-Paan, mit Franco Donatoni oder Georges Aperghis ist eine Generation der etwa 70-Jährigen vertreten, die mittlerweile doch eher für Kontinuität steht. Man könnte solch eine Neuauflage des Bekannten achselzuckend zur Kennt­nis nehmen. Ratsamer wäre es aber, sich einzulassen auf die besondere Konstellation mitsamt eigener Rei­ze. Wie homogen die Farben von Klarinette, Cello und Klavier verschmelzen können, zeigt eindrücklich Morton Feldmans Three Clarinets, Cello and Piano (mitbeteiligt sind die Klarinettisten Sabine Meyer und Reiner Wehle). Charakterlich vollkommen gegensätzlich ist Aperghis’ spritziges Trio, das mit Allusionen und Zitaten gespickt ist und den Musikern einiges an Virtuosität abverlangt sowohl im Hinblick auf Tempi, besondere Spieltechniken und rhythmische Verzahnungen. Im expressiv dichten Rajzok III des jungen Ungarn Márton Illés kommt Mikrotonalität zur Entfaltung, indem ein vierteltönig gestimmtes Keyboard das Klangbild anreichert.
Einen roten Faden, sozusagen ein Patentrezept fürs Hören, gibt es bei einer solchen Begegnung des Unvereinbaren nicht. Wer das als Manko empfindet, sollte bedenken, dass es bisher nicht viel Literatur für Klavier, Klarinette und Cello gibt. Zwar haben schon Beethoven und Brahms für die Besetzung geschrieben, doch offenbar gab es später kaum Nachfragen nach solcherlei Trios. Wer das Trio Catch nun in Form dieser CD gehört hat, der kann fast sicher sein, dass es – siehe Ardittis – bald einen ungleich größeren Fundus geben wird. In Between ist die erste CD der drei Damen. Tatsächlich ist sie gleich zu einer «Referenzeinspielung» geworden – nicht nur wegen ihres Seltenheitswerts in Sachen Besetzung, sondern auch wegen einer interpretatorischen Qualität, die man getrost als außergewöhnlich und äußerst vielseitig bezeichnen darf.

Torsten Möller