LURK LAB

Verlag/Label: gligg 018
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2013/04 , Seite 86

Musikalische Wertung: 4
Technische Wertung: 4
Booklet: 2


Mut, Offenheit, Begrenzung – drei wichtige Eigenschaften für improvisierende Musiker wie die, die im Trio LURK LAB eine gemeinsame Basis entdeckten. Die nicht zur Ruhe kommende freie Interaktion treibt Matthias Schubert, Jörg Fischer und Uli Böttcher an, das Gehör auf sich selbst und, noch entscheidender, auf die beiden anderen zu konzentrieren. Auf LURK LAB bietet sich die Chance, entfesselten, unbegrenzten Klangexperimenten eine Stimme, ein Gesicht zu geben. Ecken und Kanten, gelebte Musik, über Bord geworfene Konventionen, alles das zeigt sich im «Antlitz» des aus Free-Jazz und punkiger Rockattitüde gestrickten Sounds, den das Trio aufsaugt, verarbeitet und wieder zurückgibt.
Die CD vereint zwei Gigs, die das Trio 2007 in Kassel und 2008 in Darmstadt spielte. Matthias Schubert schöpft den gesamten Tonumfang und die kompletten Tonfärbungsmöglichkeiten des Tenorsaxofons aus und verbindet gleichsam perkussiv das digitale Equipment des Elektronikers Uli Böttcher und das analoge des Schlagzeugers Jörg Fischer mit einer führungsanspruchslosen Vorausklangerzeugung. Schubert ebnet dem Chaos den Weg, räumt die Harmonie beiseite und eröffnet dadurch eine offene Plattform für antirhythmische und clustermäßig offenbarte Klangstrukturen. Nur scheinbar haben die drei nichts miteinander zu tun, und doch klammern sie sich in der gemeinsamen Soundsprache aneinander, zeigen (Aus-)Wege und finden stets zu den Ursprüngen zurück.

Klaus Hübner