Niederländische Sprichwörter

Verlag/Label: Creative Works Records, CW 1051
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2010/01 , Seite 88

Musikalische Wertung: 3
Technische Wertung:3
Repertoirewert: 4
Booklet: 4
Gesamtwertung: 3

 

In Peter Brueghels Bild Niederlän­dische Sprichwörter (1559), dem eine dörfliche Szenerie zugrunde liegt, tummeln sich allerlei Menschen und Tiere – die allegorisch 126 niederländische Sprichwörter darstellen. Den beiden Komponisten Luigi Archetti und Michael Heisch erscheint der Aufbau des Gemäldes dezentral. Der Betrachter müsse sich den Sinn der Sprichwörter und damit auch den Zusammenhang der einzelnen Sprichwortszenen im Gesamtbild selbst herstellen. Diese Idee suchten die beiden auf musikalisches Gestalten zu übertragen: Sie komponierten 126 kurze bis kürzeste Phrasen oder besser gesagt Musikschnipsel, die man im Zufallsprinzip abhören soll,.
Zusammenhänge finden sich rasch, allerdings eher in einfachen Linien. Die verwendeten musikalischen Grundmaterialien wiederholen sich stets, werden neu zusammengesetzt, variiert, rückwärts abgespielt: eine Etüde über Variationen von drei, vier musikalischen Gesten, harmonische oder Geräuschflächen, Impulsketten oder auch folkloristischen Mandolinen-Schönklang. Wenn viele der kurzen Abschnitte noch dazu radikal abbrechen oder schlecht ausgeblendet werden, drängt sich nur allzu sehr der Eindruck des Unausgegorenen auf. Eine nicht in ihrer Konsequenz umgesetzte Idee? Oder ist es schlicht die immer wieder schwer zu beantwortende Frage, wie in der zeitbezogenen Kunstform Musik formales Gestalten neu gedacht werden kann, die zu diesem Ergebnis führt?

Nina Polaschegg