Normalität als Utopie

Anselm Cybinski besucht den oberhalb des Tiroler Inntals auf mehr als 1000 Meter Höhe wohnenden Komponisten Thomas Larcher. Der empfindet die «Pose der Materialerkundung» und den ständigen «Entdeckungszwang» der Avantgarde als ein die Kreativität erstickendes Klischee: «Die gewaltsame Suche nach Neuem ist der sicherste Garant, dass ich nichts Neues entdecke. Wo ist Schönes und Berührendes, und wo sind die Stücke, die den Zuhörer angehen und die mit seinem Leben zu tun haben? Das sind die Fragen, die ich mir stelle. Ich schreibe Musik in traditionellen Formaten, weil ich in dieser Welt groß geworden bin. Als Pianist habe ich das Erbe aus Barock, Klassik und Romantik aufgesogen, ja eingeatmet. Heute möchte ich ohne Rechtfertigungszwang, so frei und natürlich wie möglich, für Musiker komponieren, die ganz ähnlich sozialisiert wurden.»