Studer, Daniel

Reibungen

Verlag/Label: Unit Records 2011
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2012/05 , Seite 87

Musikalische Wertung: 4
Technische Wertung: 4
Booklet: 4

Virtuosität gepaart mit Subtilität ergibt Reibungen, wie der Schweizer Bassist Daniel Studer seine Solo-CD betitelt. Versiert als Improvisator und Komponist, hat er hier mehr oder weniger feste Spiel-Konzepte und eigene Werke auf Tonträger gebannt.
Ein Kontrabass, ein Spieler. Sonst nichts, mit Ausnahme gelegentlicher subtiler Multitracks. Ein Kontrabass: gezupft, gestrichen, angeschlagen, mit und ohne Präparationen. Einstimmig und mehrstimmig – wobei die Mehrstimmigkeit nicht immer dem Multitrackverfahren geschuldet ist, sondern dem Spieler und seinen musikalischen Ideen. Daniel Studer vereint auf Reibungen virtuose, im Jazz verwurzelte Pizzikatotechniken mit rasch dahinfließendem Bogenspiel und verschiedensten, mittels Präparationen hervorgerufenen klangfarblichen Varianten des traditionellen Kontrabassklangs. Er ist zweifellos ein Virtuose, doch nicht nur in technischer Hinsicht. Selbst wenn er in jedem Stück eine einzelne bestimmte Idee entfaltet, eine spezielle Spieltechnik bevorzugt, wird kein musikalischer Katalog abgehandelt. Vielmehr entstehen elf Stücke, die nicht nur in sich organische Entwicklungen aufweisen, sondern auch im Gesamtzusammenhang einer logischen Dramaturgie folgen – in Gestik, Klangfarbe und deren Veränderung, in Dichteverschiebungen und dynamischer Varianz.

Nina Polaschegg