Fischer, Jörg

Spring Spleen and twelve other pieces

Verlag/Label: gligg records 048
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2013/04 , Seite 86

Musikalische Wertung: 4
Technische Wertung: 4
Booklet: 2

Luigi Russolo notierte unter Punkt 5 der Geräuschfamilien für das futuristische Orchester: «Schlaggeräusche auf Metall Holz Leder Stein Terrakotta etc.» Ein Blick auf die Schlagwerk- und Perkussionsliste von Jörg Fischer für Spring Spleen and twelve other pieces zeigt, dass Russolos Hinweise noch heute zu den unverzichtbaren Wegweisern zählen, die Geräuschmusik und Klangraumerweiterungen zulassen. Fischer benutzt sowohl reguläre wie präparierte Drumsets und erzeugt durch Metallperkussions, Cymbals oder kleine Bongos eine Klangkulisse sehr unterschiedlicher Ausprägung.
Über den von Terry Riley geprägten «Pattern»-Begriff geht Fischer hinaus. Sein Ansatz ist nicht so sehr die wiederkehrende Struktur, sondern das Sichtbarmachen und Auseinanderfalten von Klangfeldern und -ausschreitungen mittels diverser Schlaginstrumente. Der eklatante Klangunterschied zwischen dem auf metallischen Perkussions gespielten Stück How I Thought About Calling this Track ‹Self-Portrait in Plink› und Junk Also Waltzes, bei dem Fischer ein erweitertes, präpariertes Drumset benutzt und zwischen traditionellen Schlagzeugklängen und verzerrten, gedämpften oder hohl klingenden Sequenzen pendelt, lotet die offenen Grenzen der gesamten Produktion aus. Bis auf eine Ausnahme wurde auf die nachträgliche Bearbeitung der Stücke im Studio verzichtet, nur bei Sound the Alarm kamen Overdubs hinzu. Insgesamt überzeugt die Produktion durch strukturelle Vielfalt jenseits von Monotonie und Wiederholung.

Klaus Hübner