Wagner, Christoph

Tango à la Turca

Vor hundert Jahren kam der Tango nach Europa. Selbst in der Türkei fasste er Fuß, wo er zu einem Symbol der Westorientierung wurde

erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2013/04 , Seite 52
In der Türkei wurde der Tango als «westliche Musik» begrüßt, auf den sich die Hoffnungen auf Befreiung aus den Klammern der Tradition richteten und der von Staatspräsident Atatürk als Zeichen seiner Politik der Öffnung propagiert wurde. Im Februar 1914 feierte der Tango in Istanbul bei einem Ball im «Skating Palace» seinen Einstand. Im Programmheft war eine genaue Anleitung zur Ausführung des neuen Tanzes enthalten. Anfangs wurde Tango nur von den nicht-muslimischen Minderheiten – Griechen, Armeniern und Juden – goutiert. Mit der Republikgründung von 1923 änderte sich das. Jetzt kamen verstärkt westliche Einflüsse ins Land, was dem Tango zu wachsender Popularität bei demjenigen Teil der türkischen Bevölkerung verhalf, der sich am Westen orientierte.