Rosenberger, Katharina

Texturen

Verlag/Label: hat[now]ART 186
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2012/06 , Seite 85

Musikalische Wertung: 4
Technische Wertung: 5
Booklet: 3

Im Rahmen eines betont interdiszi­plinären Arbeitens werden auch althergebrachte Grenzen von Komposition und Klangkunst mehr und mehr aufgeweicht. Bestes Beispiel: die in Zürich geborene, mittlerweile an der University of California lehrende Katharina Rosenberger. Sie schreibt Musik zwischen Konzert und Klanginstallation, die vom Spektralismus ihres Lehrers Tristan Murail nicht unbeeinflusst ist, mit dem sie die enge Verbindung von Instrumentalklang und Elektroakustik teilt.
Für ihre erste CD-Produktion hat die Komponistin fünf Kammermusikstücke zu einer mehrdimensionalen Klanglandschaft verknüpft, deren Topografie sowohl von visuellen Eindrücken Bildender Kunst als auch der Anatomie und Morphologie der Pflanzen inspiriert ist.  Was das Wet Ink Ensemble hier mit energetischer Verve in Szene setzt, sind Klangprozesse von skulpturaler Präsenz und wild ins Kraut schießende Lineaturen, mal am Soloklavier (torsion), mal als Stück für acht Spieler und Elektronik (parcours).
Flankiert werden die Ensemblestücke von vier Interludien für Stimme und Elektronik über Texte von Rozalie Hirs, die ihrerseits assoziativ auf Inhalte und Arbeitsweisen botanischer Studien bezogen sind: Wissenschaft als autistische Präzision und traumverhangen-surreale Befindlichkeit, vermittelt in suggestiven Rezitationen von Kate Soper.

Dirk Wieschollek