Haußmann, Karin

Works for Ensemble

Zwei Sätze für Klavier und Ensemble | a fuoco lento | con flessibilità für Orgel | Vier Sätze für Violoncello, Akkordeon und Ensemble | Quartett für Trompete, Flöte, Cello und Klavier

Verlag/Label: Coviello contemporary COV 91410
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2015/01 , Seite 90

Musikalische Wertung: 5
Technische Wertung: 5
Booklet: 5

Zwei Eigenschaften zeichnen die Musik der 1962 geborenen Karin Haußmann vorteilhaft aus: ein Gespür für unterschiedliche Zeit- und Metrumflüsse und ein eminenter Klangsinn. Man hat der Neuen Mu­sik immer wieder vorgeworfen, sie könne keine schnellen Stücke mehr hervorbringen, weil der Verzicht auf angebliche oder tatsächliche Konventionalität mehr oder weniger nur diffuse Bewegungslosigkeit produziere; Karin Haußmann hat hier keine Berührungsängste, Gegensätzliches zusammenzubringen: den scheinbaren Stillstand liegender Klänge und das stetige Vorwärtsschreiten, wie etwa im ersten der Vier Stücke für Cello, Akkordeon und Ensemble. Das mähliche, fast simple Heruntersteigen einer Tonleiter taucht nicht nur hier auf, sondern auch im Quartett. Aber es ist gekoppelt mit langsam sich verschiebenden Klangfeldern, deren Mischung fortlaufend verändert wird. Geräuschnahes oder Flirren im höchsten Register ver­binden sich koexistierend mit dreiklangsähnlichen Harmonien, ohne dass dies jemals konventionell wirken würde.
Sehr charakteristisch gestaltet Haußmann in den Zwei Sätzen, die «Atem» und «Unruh» überschrieben sind, eben diese emotionalen Eindrücke, die sich schlüssig ergänzen und durchdringen. Im solistischen Instrumentarium der verschieden zusammengesetzten «Ensembles» stehen individuelle Klangfarben und unerwartete Klangmischungen in einem sehr angenehm austarierten Gleichgewicht. Die Musik ist spannungsvoll, konzentriert und auch bei lange liegenden Akkorden nie ermüdend.
Das Werk für Orgel con flessibilità wirkt übrigens in der Zusammenstellung mit Ensemblestücken nicht deplaciert, im Gegenteil: Die geradezu «kammermusikalische» Anlage des Werks und die subtile Registrierung fügen es problemlos in diesen Kontext ein. Das E-MEX-Ensemble unter der Leitung von Christoph Maria Wagner liefert sorgfältige und räumlich ausgewogene Wiedergaben einer Komponistin, von der man gern mehr hören möchte.

Hartmut Lück