Yehudi Menuhin

Bruno Monsaingeon Edition, Volume 2 | Gespräche, Musikaufnahmen und Dokumentationsmaterial, aufgenommen 1979–1996

Verlag/Label: EuroArts / idéale audience 2075014 (4 Blu-Rays) | insgesamt 13 Film
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2015/01 , Seite 83

Bruno Monsaingeon, ein Pionier des modernen Musikfilms, hat sein reiches Archiv durchforstet und eine beeindruckende Men­ge an Aufnahmen mit Yehudi Menuhin veröffentlicht. Sie füllen nicht weniger als vier Blu-Rays und umfassen nicht nur Musikaufnahmen, sondern auch lange Gespräche mit dem 1999 verstorbenen Geiger, der als Musiker und als Mensch eine Ausnahmeerscheinung im 20. Jahrhundert darstellte. In einem langen Interview aus dem Jahr 1994 hält er Rückschau auf sein Leben – bescheiden, heiter und mit einer Offenheit, die viel persönliches Vertrauen zum Gesprächspartner verrät. Seine Kindheit in New York, seine Reisen, seine Gedanken über die Musik und die Welt kommen darin in großer Ausführlichkeit zur Sprache.
Viel Raum nehmen die Dokumentationen über Menuhins Verhältnis zur russischen Kultur und zur Sowjetunion ein – seine Eltern stammten aus Weißrussland und waren aus Palästina nach New York ausgewandert, wo der junge Menuhin aufwuchs. 1945 war er erstmals in Moskau, doch eine Zeitlang war er «vom Volk nicht erwünscht». Umso triumphaler fielen dann später seine Besuche in Moskau und Leningrad aus. Der Dirigent Gennadi Roschdestwenski sagte: «Menuhin kam nicht nur als Musiker, sondern auch als ein Botschafter des Geistes.» Monsaingeons Kamera war stets dabei – bei den Proben, bei den Gesprächen mit den russischen Musikern, beim Unterricht mit russischen Studenten, zu Hause bei Roschdestwenski, im Konzert und danach am Künstlereingang, wo Menuhin von den begeisterten Konzertbesuchern gefeiert wird. Die Aufnahmen sind in ihrer Authentizität nicht weniger ein Ereignis als der Besuch Menuhins selbst.
Unter den zahlreichen Musikaufnahmen aus West und Ost befindet sich gut versteckt auch ein kleiner Zusatztrack, in dem ein alter, verlassener Musikpavillon in einem Park zu sehen ist. Dann kommen Menuhin und Monsaingeon, packen ihre Geigen aus und spielen ganz für sich – nur die Kamera ist anwesend – einige Geigenduos von Bar­tók. Auch das gehörte zum Charakter dieses Jahrhundertgeigers: die völlig unkomplizierte Art zu kommunizieren und die Abwesenheit jeglicher Starallüren.